Ecuador

Mein weltwärts-Freiwilligendienst in Quito

Entre Geigen y Mandarinenbäumen

Vielleicht werden sich schon einige gefragt haben, warum ich noch nichts über mein zweites Projekt berichtet habe. Wie ich in meinem ersten Blogbeitrag zu Sinamune berichtete, sollte dies ja nur eins meiner zwei Projekte sein. Und dem war auch bis vor etwa drei Wochen noch so. Die Musikschule mit dem Namen „El Musican Project“ war so strukturiert, dass es einige Schüler gab, die für ihren Musikunterricht normal gezahlt haben und dies wiederum anderen Schülern ermöglichte, Musikunterricht zu nehmen, die sich das sonst nicht leisten können. Als wir im September hier in Ecuador ankamen und unseren Ansprechpartner für das Projekt hier kennenlernten – die eigentlichen Organisatoren befinden sich seit einiger Zeit in Portugal (man weiß nicht wann und ob sie zurück kommen) – erzählte dieser uns, dass die Schule hier in Ecuador nach der Sommerpause gerade erst wieder angefangen hat und das deswegen auch der Unterricht in der Musikschule gerade erst wieder am anlaufen ist und die Schüler für den Unterricht erst im Oktober kommen würden. So haben wir die Zeit also genutzt, um das Inventar zu aktualisieren, den Eingangsbereich zu streichen und Marketing in Form von Videos für Social Media zu erstellen. Der Oktober kam und leider sahen wir weiterhin keine Schüler, die zum Musikunterricht kamen. Dies bedeutete für uns leider auch keine Arbeit… Anton und ich waren zwar gerade dabei, ein eigenes Projekt zu entwickeln, welches sich an Senioren richten sollte mit der Idee in ca. 12 Einheiten etwas Musiktheorie zu lernen, aber gleichzeitig Freude am gemeinsamen Musizieren und Singen hervor zu bringen, da dies jedoch aber auch noch nicht so richtig Fuß fasste und dies dazu führte, dass wir an einem Arbeitstag nicht mehr als eine Stunde Arbeit hatten, beschlossen wir mit unserer Organisation darüber zu sprechen, denn laut Vertrag sollten wir etwa 30 Wochenstunden absolvieren. Da Anton und mir die Arbeit in Sinamune sehr viel Spaß macht, beschlossen wir dann gemeinsam, dass die beste Lösung wäre, wenn wir von nun an alle fünf Tage in der Woche in Sinamune arbeiten würden. Nach den Absprachen und den erforderlichen Änderungen in unseren Verträgen hieß es also von nun an für uns jeden Morgen den Bus um 7.20 Uhr in Richtung Carcelén zu Sinamune zu nehmen. Unser zuständiger Betreuer dort, konnte seine Freude nicht verbergen („Das ist ja ein Geschenk des Himmels“).

Auch das Finden von neuen Aufgaben für die Tage Mittwoch und Freitag schien keine Herausforderung zu sein. Auf unseren Wunsch hin, arbeitet jetzt jeder von uns einen Tag in der Woche gemeinsam mit dem anderen deutschen Freiwilligen auf der schuleigenen Farm. Diese ist etwa 15 Minuten mit dem Auto entfernt. Dort lernen die Schüler, wie man Felder umgräbt, Unkraut jätet, Pflanzen anpflanzt und vieles mehr. Auf dem Gelände stehen viele Obstbäume und Pflanzen wie zum Beispiel Morasträucher (Mora ist eine sehr typische Frucht hier. Sieht aus wie eine große Brombeere), Limonen- und Mandarinenbäume. Auch einige Tiere, wie z.B. Hühner, Truthähne, Kaninchen und zwei Hunde gehören mit dazu, wodurch die Schüler auch den Umgang und die Pflege mit den Tieren kennenlernen können. Den anderen Tag in der Woche war ich bisher immer in „Artes Plasticas“ also einer Art Kunstunterricht. Heute habe ich jedoch die Info bekommen, dass sich mein Stundenplan geändert hat. Jetzt steht für mich wieder das Digitalisieren von Noten sowie eine Stunde Klavierunterricht mit einer Schülerin und eine Stunde Trompetenunterricht mit einem anderen Schüler auf dem Plan.

Und sonst so: An manchen Tagen finden in der Schule auch besondere Ereignisse statt. Ein Bespiel ist die große Feier an Halloween. Dort haben wir erstmal das Gebäude ein bisschen geschmückt und als die Schüler dann kamen wurde erstmal zusammen Colada Morada getrunken und Guagua de Pan gegessen, was für praktisch jeden Ecuadorianer zu Halloween und der Zeit drumherum einfach dazugehört. Für alle die sich jetzt fragen was das ist: Guaguas de Pan übersetzt so viel wir Kinder aus Brot, sind kleine Brotteilchen, die tatsächlich die Form von kleinen Kindern haben und auch dementsprechend angemalt werden. Diese werden dann meist süß mit z.B. Ananas- oder Moramarmelade befüllt. Es gibt auch herzhafte Varianten mit Käse. Colada Morada – ein typisch ecuadorianisches Getränk – wird aus Maismehl, Orangensaft und ganz vielen verschieden Früchten, wie Mora, Erdbeeren und Ananas und vielen Gewürzen wie etwa Sternenanis und Orangenblättern hergestellt. Dieses etwas dickflüssiges Getränk wird dann klassischerweise zusammen mit Guaguas de Pan in der Zeit um Halloween und dem „Dia de los Difuntos“ (ein Tag an dem dem Toten gedacht wird) verzehrt. Nach dieser kulinarischen Neuheit für mich, ging die eigentliche Feier dann richtig los: Es versammelten sich alle Schüler im großen Auditorium. Es gab Tanz- und Gesangsbeiträge und auch ich wurde gebeten, etwas auf dem Klavier vorzuspielen. Danach begann dann der große Kostümwettbewerb, bei dem die drei besten Kostüme der Frau und der Männer prämiert wurden. Und natürlich darf das Tanzen bei keiner Feier fehlen! So schnell kann ein Tag vergehen! Ein anderes Highlight war der gemeinsame Besuch mit einigen Schülern bei einem Konzert des Maestros Edgar Palacios, welcher mit dem Koordinator unseres Orchesters und einem anderen Orchester in einem Theater einen Auftritt hatte, welchen ich mir mit anschauen durfte.

Hier mal ein paar Eindrücke meines Alltags in Sinamune:

Fun Fact: Der Titel dieses Beitrags übrigens angelehnt an ein sehr typisch und bekanntes Weihnachtslied „Entre Pajas y el Heno“, welches ich seit ca 4 Wochen mit den Schülern des Chores singe;)

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1 Kommentar

  1. Evelin November 25, 2024

    Das klingt alles sehr interessant und anders, aber schön. Weiterhin viel Spaß und Freude, liebe Marlene.

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